Kaum etwas war in den letzten Jahren so kontrovers und gesellschaftsspaltend wie die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen der Gesellschaft. Das ständige Auf-Zu-Spiel erinnert schon beinahe an die Drehtür eines Einkaufzentrum an einem Samstag vor Weihnachten – precorona wohlgemerkt. Und was machen Passanten Umfragen zufolge nach dem aktuellen Lockdown? 1. In ein Restaurant gehen. 2. Eine Reise buchen. (Freut uns natürlich besonders 😉)
Selten waren wir so lange zu Hause wie in den letzten 365 Tagen. Wir kennen bereits jede Wand, jede Unebenheit im Boden und stapeln unser Toilettenpapier in den verschiedensten Formationen. Doch noch müssen wir uns gedulden, ehe wir wieder Freunde treffen können, im Restaurant einen Kaffee trinken oder andere Orte bereisen dürfen.
Ganz Gallien? Nein, eine von unbeugsamen Spaniern bevölkerte Insel namens Mallorca hat es geschafft, die magische Robert-Koch-Marke von 50 zu unterschreiten – und zwar deutlich. Vermutlich ist es aber auch der taktische Vorteil einer Insel dieses heimtückische Virus draußen zu halten. Die Mallorquiner vor Ort müssen schon seit über einem Jahr beinahe vollständig auf den Tourismus, welcher immerhin zu 80% direkt und indirekt für die Wirtschaft vor Ort verantwortlich ist, verzichten. Daher war der Ansporn der Inselbewohner groß, die teils viel strengeren Maßnahmen als bei uns, konsequent durchzusetzen, um endlich wieder Touristen empfangen zu dürfen und die Bestimmungen dauerhaft zu lockern.
Am 14. März verkündete dann das Robert Koch Institut jene News, auf die bereits viele sehnsüchtig gewartet hatten: Die Reisewarnung für Mallorca wird aufgehoben und bei der Rückreise ist keine Quarantäne mehr notwendig. Ich habe selbst die gesamte letzte Woche auf der Mittelmeerinsel verbracht und es wahrlich genossen wieder ein Glas Wein auf einer Restaurantterrasse genießen zu können. Die Strände, Straßen und Städte sind so leer wie selten zuvor und die Natur erstrahlt in ihrer vollen Pracht.
Wie läuft nun eine solche Flugreise zu Coronazeiten ab?
Vor Abflug musste ich mich als Passagier auf der Homepage des spanischen Gesundheitsministeriums registrieren. Darüber hinaus musste ich einen PCR-Test machen, welcher bei Ankunft nicht älter als 72 Stunden sein durfte. Dadurch will Mallorca vermeiden, dass das Virus auf die Insel geschleppt wird – mit Erfolg. An den Flughäfen sowie im Flieger herrscht strenge Maskenpflicht. Darüber hinaus findet im Flugzeug in ständiger Luftaustausch statt, wodurch die Ansteckungsmöglichkeit während dem Flug sehr gering gehalten wird. Auf der Insel gilt auch im freien eine Maskenpflicht, die einzigen Ausnahmen sind beim Sport oder am Strand. Die Restaurants und Bars haben auf Mallorca im Außenbereich geöffnet und müssen um 17:00 Uhr schließen. Auf unserer Finca herrscht im Innenraum ebenfalls eine Maskenpflicht. Am Tisch sowie beim Yoga wird der Abstand eingehalten und die Maskenpflicht entfällt.
Abschließend sollte sich jeder selbst ein Bild davon machen, ob er jetzt eine Reise antreten möchte. Rein rational und anhand der Zahlen betrachtet, ist es Aufgrund der niedrigen Inzidenz und der gut funktionierenden Einreisekontrolle auf Mallorca im Moment sicherer als mancherorts zu Hause. Obwohl von vielen dieser „Touristenansturm“ scharf kritisiert wurde, haben sich die Ansteckungszahlen auf Mallorca seit der Öffnung der Grenze kaum verändert und trotz vieler Testungen bei einer 7-Tage-Inzidenz von 25-35 eingependelt. Ich bin davon überzeugt, dass Tourismus und Corona noch für einige Zeit im Einklang leben können – gekonnt, konsequent und mit Vorsicht statt Nachsicht.
Für mich war es in den letzten Tagen vor Ort besonders schön zu sehen, wie die Insel gemächlich und gebremst wieder aus dem Winterschlaf erwacht, die Natur sprießt und sich die spanische Lebensfreude und Mentalität wieder entfachen darf. Diese Freude konnte ich auch in den Gesichtern unserer Finca Gäste ablesen, welche die Erholung durch den lang ersehnten Urlaub förmlich ins Gesicht geschrieben stand, und vermutlich immer noch steht.
Einen besonderen Dank sind wir aber dennoch unseren Mitarbeitern vor Ort schuldig, die mit uns bei jeder Öffnung und Schließung mitgezittert haben, unsere Finca in Schuss gehalten haben und jederzeit für die Öffnung bereitgestanden sind!
Samuel Miko