Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass die mallorquinische Küche zu meinen Lieblingsküchen zählt. Sehr gehaltvoll und mit herrlich viel Zucker kommt sie daher. Fleisch und Fisch sind ihre Freunde. Und oftmals ist sie ohne den obligatorischen Kräuterschnaps „Hierbas“, den man im Anschluss reicht, auch etwas schwer verdaulich.
Aber dennoch sollte man bei einem Inselbesuch nicht gleich auf die hier so häufig angebotene deutsche Küche zurückgreifen, sondern ruhig dieses kulinarische Wagnis einmal eingehen.
Will man absolut authentisch essen, so geht man am besten in einen der „Celler“, was so viel wie Keller bedeutet – früher wurde in ihnen Wein gekeltert, heute dienen sie als uriger Speisesaal für echt mallorquinische Küche.
Man findet sie so gut wie in jedem Dorf, aber die bekanntesten Celler sind wohl in Petra, Sineu und Inca.
Typisch Mallorqinische Speisen
Fängt man mit der Vorspeise an, so liest man auf der Speisekarte oftmals die „sopes mallorquines“. Fein geschnittene Brotscheiben werden in einer Bouillon getränkt und mit Gemüse und oft auch Fleisch serviert. Eine Suppe zum Sattwerden sozusagen.
Wer es etwas leichter mag, der ist mit einem „ensalada de trampó“ gut beraten. Dieser Salat besteht nur aus Zwiebeln, Tomaten und der mallorquinischen grünen Paprika – mit frischem Ölivenöl und einer Prise Salz garniert schmeckt er vor oder auch zu jeder Speise herrlich.
Das „Tumbet“ ist ein weiterer Klassiker des Sommers; die Hauptakteure sind Kartoffelscheiben, Auberginen und Pfefferschoten, welche gebraten und mit Tomatensauce überstrichen werden. In fast jedem Restaurant zu finden ist ausserdem das „Pa amb Oli“. Serviert werden geröstete Brotscheiben, die zuerst mit einer halben Knoblauchzehe und einer Ramallet-Tomate eingerieben, danach mit Olivenöl und Salz beträufelt und wer möchte, noch mit Mahon-Käse oder Serrano-Schinken belegt werden. Dieses Gericht wird neben „bocadillos“ (belegten Sandwiches) oft auch nur in kleinen Bars oder Kneipen angeboten und ist der Verkaufsschlager.
Nun zu der etwas deftigeren Abteilung. Hier ist vor allem gegrilltes Fleisch auf jeder Speisekarte zu finden. Am populärsten ist das feine Fleisch junger Ferkel („Porcella“) oder uns auch als Spanferkel bekannt. Wer das Ganze gerne direkt mit Beilage vermischt essen möchte, der bestellt sich „Arroz Brut“ – ein eher flüssiges Reisgericht mit viel Fleisch und Gemüse. Obwohl die „Paella“ eigentlich aus Valencia stammt, wird sie auch oft und gern in Mallorca zubereitet. Auf der Insel heißt sie „Arròs sec“ („Trockener Reis“) und normalerweise wird sie mit Fleisch (paella de carne), Meerestieren (paella de mariscos) oder Gemüse (paella de verdura) zubereitet. Wer sich nicht entscheiden kann, nimmt eine „paella mixta“ und für die sensiblen Esser wie mich gibt es die „paella siega“, die blinde Paella, aus der schon alle Knochen und Schalen entfernt wurden. Richtig authentisch wird es mit dem „Frit Mallorquí“, auch als „freixura“ bekannt – dies sind Innereien des Schweins, die zusammen mit Kartoffeln und Gemüse eingekocht und auch gerne mal zum Frühstück gegessen werden. Das letzte fleischige Gericht, welches Erwähnung finden sollte, sind die „caracoles“, ihres Zeichens im früheren Leben einmal als Schnecken zur Welt gekommen. Die Zubereitung jedoch ist langwierig, denn sie müssen gesäubert und in einer Kräutersauce mariniert werden. Schnecken sind wahrscheinlich für den Besucher das exotischste Gericht und es kostet ein bisschen Überwindung, aber einen Versuch ist es in jedem Falle wert. Schwimmen wir nun weiter im Text zu den Fischgerichten, welche oft als „pescado del día“ auf der Karte erscheinen. Wenn man Glück hat, bekommt man durch die Beschreibung des einheimischen Kellners eine Idee, welcher Fisch das wohl sein könnte, aber lecker ist er in jedem Fall. „Peix al Forn“ ist ebenso ein Klassiker – hierbei wird der Fisch im Ofen mit zahlreichem Gemüse zubereitet und schmeckt einfach vorzüglich. Mit Fleisch gefüllte Tintenfische sind ebenfalls ein Geheimtip, oder warum nicht den „Llampuga“ wählen – ein Fisch, der im Herbst gefischt und in Öl gebraten mit Kartoffeln und Pfefferschoten verzehrt wird. Zu guter Letzt findet sich häufig auch noch der „Peix Escabetxat“ auf einer gut geführten Menükarte – ein in Essig eingelegter Fisch, welcher kalt mit etwas Zwiebel und Öl genossen wird.
Mandelkuchen & Crema Catalana
Um das Menü nun abzurunden, werfen wir einen Blick auf die Nachtischkarte. Meist tummelt sich hier der „gato de almendra“ (Mandelkuchen) mit einer „crema catalana“ (karamellisierter Vanillepudding) oder dem simplen „gelat“ (Speiseeis). Hier ist meine klare Empfehlung der Mandelkuchen mit einer Kugel Vanilleeis, einfach ein Gedicht. Ich hoffe, Ihr habt Euch beim Lesen schon ein wenig Appetit geholt und probiert in Eurem nächsten Urlaub das eine oder ander Gericht einmal aus. In diesem Sinne wünsche ich Euch auf mallorquinische Art „bon profit y molt d‘anys!“