Viele fragen mich immer, was den Ausschlag gegeben hat, nach Mallorca zu ziehen… Natürlich spielen bei solch einer Entscheidung meist mehrere Faktoren eine Rolle. Aber wenn ich an den Februar vor 7 Jahren zurückdenke, an dem mein Langzeitlebensabschnittsgefährte und ich für einen spontanen Arbeitseinsatz nach Mallorca kamen, so erinnere ich mich vor allem an das Meer aus weißen und rosafarbenen Blüten, welches wie ein Teppich über den Feldern lag. Sogar den Geruch habe ich noch in der Nase und ich glaube, dass dieses Naturschauspiel unsere Entscheidung, auf diese wunderschöne Insel zu ziehen, maßgeblich geprägt hat.
Und so dürfen wir seitdem Jahr für Jahr miterleben, wie sich im Januar die ersten Mandelblüten zeigen und in nur kurzer Zeit die Insel in einer außergewöhnlichen Farbenpracht erstrahlt. Dieses Ereignis lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an, was zum Einen gut für den Wintertourismus ist, zum Anderen hat es den Mandelbauern neuen Aufschwung gegeben, ihre Bäume wieder zu pflegen und zu kultivieren.
Doch wie kam eigentlich die Mandel zu uns?
Zu verdanken ist dies den Mauren, die im zehnten Jahrhundert den Mandelbaum aus dem Orient mit nach Mallorca gebracht haben, wo für ihn optimale Bedingungen herrschten, um prächtig zu gedeihen. Doch die heutige Anzahl von stattlichen sieben Millionen Bäumen – teils gezüchtet, teils wild wachsend – rührt leider nicht von dieser Zeit. So kam doch im 19.Jahrhundert die gemeine Reblaus um die Ecke und zerstörte damals fast alle Weinberge der Insel.
Aus der Not machten die Weinbauern eine Tugend und schwenkten auf die Kultivierung von Mandelbäumen um. Doch was damals die Reblaus für die Weinstöcke, ist heute der Holzpilz für die Mandelbäume. Viele tausende sind hiervon befallen, die Existenz der Mandelbauern ist hierdurch stark bedroht. Zudem ist die Konkurrenz aus Kalifornien auch nicht zu unterschätzen, obgleich die mallorquinischen Mandeln viel besser schmecken und noch von Hand geerntet werden.
Die Mandelernte
Da wir selbst auf unserem Grundstück über zwei Dutzend Mandelbäume beherbergen, dürfen wir die Mandelernte regelmäßig hautnah mitverfolgen. Hierfür werden die reifen Früchte mit einem langen Stock von den Bäumen geschlagen, welches ein charakteristisch metallisches Geräusch verursacht – in der Sommerhitze keine einfache Arbeit und unser Vermieter samt seines Bruders freuen sich immer über ein gekühltes Getränk in diesen Tagen. Dafür werden wir auch mit unfassbar leckeren Mandeln belohnt, die wir mit einem Hammer auf unserer Terrasse zerschlagen, weil der klassische Nussknacker bei dieser harten Schale versagt. Aber die Arbeit lohnt sich, das Aroma ist himmlisch und auch so vielseitig einsetzbar. Man denke nur an den berühmten „gato de almendra“, der hier in fast jedem Café angeboten wird oder an ein Stückchen „Turrón“, die Variante des weißen Nougats. Aber auch Mandelöl oder Mandelparfüm sind herrliche Produkte, welche jedoch unheimlich aufwändig herzustellen und deshalb nicht an jeder Ecke zu finden sind. Mein Tipp: die Parfümwerkstatt in Marratxi kann sogar besichtig werden. Die Produktpalette rund um die Mandel ist also vielfältig und überzeugt hoffentlich auch zukünftig zahlreiche Einheimische und Touristen, sodass die Mandelbauern weiterhin von ihrer Ernte leben und ihre Bäume vor Schädlingen schützen können.
Ich für meinen Teil werde die mallorquinische Mandel stets der Konkurrentin aus Übersee vorziehen. Apropos vorziehen – ich werde mich nun zurückziehen, direkt vor unserer Finca steht nämlich ein schöner großer Mandelbaum, unter dem es sich sowohl bei Sonne als auch bei Regen herrlich entspannen lässt. In der linken Hand ein gutes Buch, in der rechten ein Café con leche – natürlich mit leche de almendra. Salut!