Als ich meinen Freunden von meiner geplanten Reise erzählte, nahm ich immer wieder folgende Aussage in den Mund: „Ich werde Mallorca in meinem Leben nie wieder so leer erleben.“ Und ich hatte recht. In diesen 4 Tagen auf Mallorca, konnte ich Ecken entdecken, welche normalerweise bereits früh morgens von eingefleischten Mallorca-Urlaubern besiedelt werden. Es wirkte gar so, als wäre die Insel für einen Filmdreh abgesperrt worden, um die einmalige Chance zu nutzen, die Schönheit von Mallorca ohne Touristen aufzunehmen. Und ich war mitten am Filmset!
Touristenrekorde hier, überfüllte Straßen und Strände da. Mallorca ist seit Jahren den exzessiven Partygästen ausgesetzt und konnte nur schwer gegen dieses Image ankämpfen. Durch die Corona Krise und den damit verbundenen Lockdown gab es eine Vollbremsung von 100 auf 0. Seit Juli sind die spanischen Grenzen wieder geöffnet und der Tourismus beschleunigt zum Glück nur wieder sehr langsam. Anstatt von frühmorgendlichen Handtuch-Reservierungen gibt es jetzt auf den Stränden vereinzelte Spanier, welche, wie allseits bekannt ist, keineswegs vor Mittag in die Gänge kommen. Auf den ansonsten im Sommer aufgrund von Überlastung gesperrten Straßen im Tramuntana-Gebirge, kommen einem im Moment mehr Ziegen als Autos entgegen. Auch in den Dörfern und Städten blüht die ursprüngliche spanische Gastfreundschaft wieder auf, da sich die Insulaner nichts mehr als der Sommersaison entgegenfiebern.
„Slow down and relax“ dieses Motto zieht sich durch meine gesamte Mallorca Reise. Der Flughafen ist menschenleer, das Flugzeug nur zur Hälfte gefüllt, die Straßen leer und die Insel wunderschön. Zu meiner persönlichen Verwunderung, war ich in dieser besonderen Zeit schneller aus dem Flughafen heraus als in den ansonsten touristendurchfluteten Sommern.
Auf unserer Finca ging die Entspannung weiter. Nach einer Eröffnungsparty am Freitag, bei welcher auf die Wiedereröffnung und die ersten Gäste angestoßen wurde, war die Entspannung perfekt. Der Terrassenblick über die Weite lässt einen den Stress und die Ungewissheit der letzten Wochen und Monate vergessen. (Ein Gläschen Wein verleiht dem guten Nachdruck.) Nach der morgendlichen Yogaeinheit und einer kurzen Stärkung ist man in 30 Minuten an beinahe jedem Strand, welche genau dieselbe Leichtigkeit und Ruhe wie unsere Finca ausstrahlen.
Durch die leeren Strände und dem weitläufigen Gelände unserer Finca ist auch das Credo der Stunde „Abstand halten“ das geringste Problem. Auch die Natur hat den Lockdown genutzt, um sich zu erholen und in doppelter- und dreifacher Schönheit wieder zu erblühen. Es wirkt fast so, als würden die Blumen, Sträucher und Bäume versuchen, für die ankommenden Touristen noch farbenfroher, bunter und kräftiger zu blühen als je zuvor.
Samuel Miko