Nimm einen guten Platz ein. Richte dich gut auf, dass deine Wirbelsäule Richtung Himmel wächst. Schau, dass du es bequem hast. Und dann schließ für einen Moment die Augen. Nimm einen ganz tiefen Atemzug. Großer Buddha Bauch. Und dann atme ganz tief aus. Wiederhol das 2, 3 mal, ganz tief einatmen. Ganz tief wieder ausatmen. Ein letztes Mal, atme ganz tief ein. Und ganz tief aus. Lass den Atem ganz frei fließen.
Und spüre einen Moment in dich hinein. Komm ganz gut in Kontakt mit dir selbst. Und dann frage dich: Was bedeutet Toleranz für mich? Schau mal, was sich zeigt. Ganz offen. Ganz freundlich und ganz neugierig. Ohne zu bewerten. Was bedeutet Toleranz für dich?
Und dann öffne die Augen. Und schaue Richtung Montuïri. Dreh deinen Kopf noch ein bisschen weiter und du wirst sehen, Oleanderbäume. Und wenn du dann deinen Blick über das Land ganz langsam schweifen lässt siehst du eine Trockensteinmauer. Du siehst die verschiedensten Bäume und Sträucher. Und Pflanzen. Nutzbäume und wilde Bäume. Lass deinen Blick schweifen. Bist du ganz rüber nach rechts in den Olivenhain schaust und noch weiter zu den Weiden.
Und dann schau dir diese Vielfalt an. Nimm dir Zeit. Was hier alles wächst und gedeiht. Und wenn du dir die Bäume anschaust, im Einzelnen ganz genau. Wirst du feststellen, sie sind alle einzigartig. Kein Baum, kein Strauch, keine Pflanze und kein Stein in der Trockenmauer gleicht dem anderen.
Vielfalt. Die Kreativität der Natur ist grenzenlos. Und so können wir sie als Lehrmeister verwenden.
Einmal nach innen spüren. Auch du bist einzigartig. Dich mit deinen Gaben, deinen Stärken und deinen Schwächen gibt es nur einmal unter 8 Milliarden Menschen. Auch wenn wir viele sind, sind wir, jeder und jede, unsere eigene Person, kostbar und ein Geschenk für diese Welt.
Und so wie jeder Baum hier in seiner Art und Weise gewachsen ist, in diese Richtung oder jene. Seine Äste ganz einzigartig in der Verzweigung, so ist auch dein Dasein einzigartig, dein Aufwachsen einzigartig. Alles, was du in dir trägst. All deine Prägungen. Deine Gedankenmuster. Und deine Gefühlsmuster. All deine Handlungsmuster und sogar deine Bewegungsmuster sind entstanden durch deine ganz einzigartige Prägung. So wie du die Welt siehst und wahrnimmst, macht das kein anderer Mensch, kein anderes Wesen auf diesem Planeten, ja im ganzen Universum.
Du siehst die Welt auf deine ganz eigene Art und Weise. Und so macht es auch dein Gegenüber.
Und so wie du die Welt durch dein ganz individuelles Schlüsselloch siehst, geht es allen Menschen so. Wir alle haben unser eigenes Schlüsselloch, durch das wir die Welt erleben und betrachten. Es mag sein, dass das eine und das andere Schlüsselloch eine Überschneidung haben. Aber es gibt auch Schlüssellöcher, die ganz weit auseinander liegen. Das bedeutet, dass dieser Mensch eine ganz andere Meinung haben kann, eine ganz andere Haltung haben kann. Und dass er deswegen trotzdem sein Bestes gibt und seine Wahrheit lebt.
Und wenn uns das bewusst wird, dann kann in uns Demut entstehen. Demut vor dem Reichtum und der Vielfalt, die unsere Welt zu bieten hat. Wir erkennen, dass wir anders sind und dennoch jeder unsere Wahrheit lebt. So können wir immer wieder uns verneigen vor der Wahrheit im anderen. Toleranz üben indem wir nicht immer Recht haben müssen. Oder Recht haben wollen.
Sondern wie wär’s, neugierig zu werden? Neugierig darauf, wie es ist, durch das Schlüsselloch der anderen Person zu schauen. Wie wäre es, anstatt Recht haben zu wollen, um jeden Preis, vorschnell, möglicherweise zu urteilen oder zu verurteilen. Wie wäre es Fragen zu stellen, um besser zu verstehen, wie es durch das Schlüsselloch der anderen Person aussehen mag.
Und so kannst du dich umschauen an diesem Ort hier. Und sehen, dass die Einzigartigkeit jedes einzelnen Teiles die Schönheit des Ganzen ausmacht. In dem Moment wo wir beginnen, besser zu verstehen, öffnen wir unsere Herzen. Anstatt es im Recht haben wollen zu verschließen, mach dein Herz weit auf für die Vielfalt.
Und Toleranz wird dein Begleiter sein. Demut vor der Schöpfung, wird dein Begleiter sein. Das bedeutet nicht, dass du am Ende dem anderen Recht geben musst. Aber es wird möglich sein, wenn ihr euch Herz zu Herz begegnet, mit einem besseren Verständnis auseinanderzugehen. Und trotzdem im Frieden zu sein.
Und wenn du den ersten Schritt tust in Demut vor der Einzigartigkeit des anderen, der anderen. Mit offenem Herzen, mit Toleranz in deinen Augen und Honig auf deiner Zunge, dann wirst du das andere Herz auch öffnen.
Wir können so viel voneinander lernen. Und gemeinsam können wir so viel mehr erreichen.
Mögest du immer wieder durch das Schlüsselloch anderer Menschen blicken können. Mit Toleranz ihnen begegnen.
Mögest du gleichzeitig dir selbst treu sein. Und in Frieden für dich sein. In Demut auch vor deinem Dasein. Mögest du immer das Licht im anderen sehen.
Namaste.